Max Peiffer Watenphul
Entdeckungen
[1. Juli 1965]
Kurz nach dem ersten Weltkriege entdeckte ich mit einer Gruppe von jungen Malern aus aller Welt einen Ort am Golfe von Salerno: Positano. Es war dies ein halbverlassenes Dorf aus weißen, kubischen Häusern, das steil aus den blauen Ufern des Mittelmeers an Berghängen emporwuchs. Für uns Maler ergaben sich wunderbare Motive. Wir malten und wir zeichneten die Stadt, stellten unsere Bilder in aller Welt aus und trugen so dazu bei, Positano berühmt zu machen. Aus dem verfallenen, primitiven Fischerstädtchen wurde ein bekannter Touristenort mit großen Hotels. Für uns Maler verlor es seinen friedlichen Reiz, und wir versuchten einen Ersatz für dieses Paradies zu finden.
So entdeckten wir Ischia, die schöne Insel mit den Pinienhainen, stillen Buchten und den kleinen, weißen Häusern und den heißen Quellen. Wieder malten wir diese schöne Insel, stellten die Bilder aus und trugen wieder dazu bei, Touristenströme in diese Landschaft zu locken. Große Hotels wurden gebaut und ein mondänes Leben entfaltete sich. Der Frieden war aus dieser Landschaft geflohen, und wir Maler mussten uns abermals nach neuen Ufern aufmachen. Dieses Mal ging ich allein auf Entdeckung aus und entdeckte für mich ein neues Paradies: Korfu. Hier waren wieder die grauverhangenen Olivenwälder (wirklich Wälder), das veilchenfarbene Meer Homers und eine liebenswerte Bevölkerung. Korfu ist also die dritte Entdeckung in meinem Leben.
Wird die Insel weiterhin so paradiesisch und herrlich bleiben? Oder muß ich eines Tages ausziehen, um meine vierte Entdeckung zu machen?
In: Max Peiffer Watenphul. Werkverzeichnis. Bd. I. Hg. von Grace Watenphul Pasqualucci und Alessandra Pasqualucci, Köln 1989.
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